„Sie ist einfach die Königin der Instrumente“, begeistert sich Organist Johannes Pommer, der seit 12 Jahren in der Pfarre Mariahilf Organist ist, und die BesucherInnen am Sonntag Vormittag auf eine interessante Reise mit nimmt. Eine Reise durch die Geschichte der nun schon 90-jährigen Orgel. Wir befinden uns mitten im Kirchenraum und betrachten links und rechts oben zwei Teile der dreiteiligen Orgel. „Der dritte Teil der Orgel“, erläutert Pommer, „ist auf der gegenüberliegenden Seite untergebracht.“ Wir wenden unseren Blick und sehen die sogenannte Fernorgel an der Westwand des Kirchengebäudes. "Jede Orgel hat mehrere Teilwerke, nur sind diese üblicherweise in einem Gehäuse untergebracht“, erläutert der Orgelkenner und ergänzt: „Jeder Orgelbauer passt die Orgel individuell an die Kirche an, um den optimalen Klang zu erhalten.“
Die Kirche Mariahilf wurde von 1925-32 vom bekannten Tiroler Architekt Clemens Holzmeister erbaut. Sie wich in der Gestaltung des Kirchenraumes vom Üblichen ab, platzierte die Gemeinde im Halbrund um die Chorzone und bezog Chor und Orgel in den Chorbereich mit ein. So ergab sich für die Orgelbauer Gebrüder Mayer aus Feldkirch eine besondere Herausforderung, da die benötigte Registerzahl auf der Choremproe allein nicht untergebracht werden konnte. Und es entstand die sogenannte Fernorgel, die vor allem zur Begleitung des Gemeindegesangs und beim Eingang- und Ausgangsspiel zum Einsatz kommt. „Und unsere Orgel befindet sich noch im Originalzustand von 1930, außer einigen Schrauben natürlich“, schmunzelt Organist Johannes Pommer.
Wie groß ist die kleinste Pfeife der Orgel?“ fragt Pommer in die Besucherreihen. „Zwei Zentimenter rät ein interessierter Besucher. Johannes Pommer antwortet: „Sogar noch kleiner 1 cm, der höchste Ton der Orgel. Für die Kenner ist das eine G4." Der tiefste Ton der Orgel befindet sich auf 32 Hz und ist für uns Menschen gerade noch hörbar. Johannes Pommer ist in seinem Element. Flink hüpfen die Finger der linken Hand zwischen den beiden Manualen hin und her während die rechte Hand das entsprechende Register auswählt. Dazu agieren beide Füße spielerisch zwischen den Pedalen, die für den vollen Baßklang verantwortlich sind. Die BesucherInnen staunen, dass die Orgelpfeifen ein ganzes Orchester klanglich nachahmen können: es ertönen Streicher wie etwa der weiche Klang der Gambe, etliche Bläserinstrumente und eine Fülle von Flötenklängen. Je nach gewähltem Register variiert der Klang und der Organist ist sozusagen der Stimmungsmacher. So schön der Platz auf der Empore ist, die Fülle oder Feinheit des Klanges lässt am besten im Kirchenraum erleben. Wie weiß Johannes Pommer, ob der Klang im Raum zu laut oder vielleicht zu leise ist? Fragt eine Besucherin. "Hier gibt es eine Faustregel für den Gemeindegesang. Solange man die Menschen noch singen hört, ist die Orgel nicht zu laut." Zum Abschluss der Orgelführung erhalten wir noch einen Blick ins Innenwerk der Orgel und freuen uns über eine musikalische Darbietung.
Was die Orgel alles kann, dies zeigte auch am Nachmittag der Bregenzer Organist Helmut Binder. Das Konzert war der Höhepunkt des Orgeltages, das sich 150 ZuhörerInnen nicht entgehen lassen wollten. Der Bregenzer Organist erzählte zu Beginn von seinen frühen positiven Erfahrungen, die ihn mit der Mayer-Orgel verbinden und deren besondere Klangqualität er immer mehr schätzt. Mit den romantischen Werken, die er ausgewählt hat, zeigte er die beeindruckende Bandbreite des Instrumentes auf. Die abschließende Improvisation über das Volkslied vom „Wädlerbähnle“ war überraschend und humorvoll und offenbarte den Genius des Künstlers, der auch aus einfachen Melodien ansprechende Orgelmusik zaubern kann. Stehende Ovationen zeigten die Begeisterung des Publikums. Helmut Binder verzichtete bei diesem Benefizkonzert auf ein Honorar und so kommen die ganzen Spenden dem Erhalt der Orgel zugute. Als kleines Dankeschön überreichten Thomas Berger-Holzknecht und der Johannes Pommer im Namen der Pfarre Mariahilf einen Stecken mit einem gut gefüllten Stofftuch an den wanderfreudigen Musiker.